Teil 3 des Abenteuers
Dieser Beitrag ist Teil einer Serie von Berichten über unsere Überführung eines Segelbootes, der “Chabis of Dart” im Sommer 2021 rund um halb Europa, nämlich von Faro in Portugal entlang der iberischen Atlantikküste durch die Biskaya und den Englischen Kanal und die Nordsee bis nach Wilhelmshaven in knapp 4 Wochen. (Die Bilder lassen sich vergrößern und als Galerie durchklicken.)
Mittwoch, den 07.07.2021
Liebe Freunde,
wir haben gerade abgelegt. Seit 13:30 Uhr sind wir auf dem Weg in die Biskaya, zunächst Kurs nord.
Nachdem es heute früh noch geregnet hat, ist es jetzt (zum ersten Mal seit wie in Galizien sind) makellos sonnig. Wir erwarten nach derzeitigem Stand eher zuwenig Wind, als zu viel. Deshalb auch der Kurs nach Nord und nicht Nordost, um den dortigen Wind einzufangen. ⛵
In drei bis vier Stunden wirden wir unseren Handyempfang verlieren und dann voraussichtlich 4 bis 5, vielleicht auch 6 Tage und Nächte unterweg sein. Ideales Ziel wäre Cherbourg. Brest geht ggf. auch. Liebe Grüße von uns allen!
P.S.: Wir sind unter Segeln. Motor ist aus. 6 Knoten. Kurs 355 Grad. Endlich!!
Donnerstag, den 08.07.2021
Alles OK. Nachts segeln ist doof, weil es anstrengend und gespenstig ist. Gestern nacht bewoelkt und wechselnde Winde mit bis 6 Beaufort. Wir haben dann gerefft. Dann war der Wind wieder weg. Und natuerlich die permanente Schaukelei. Jetzt auch, trotz ruhiger See und gerade sogar Sonne!! 😃 Insgesamt haben wir zu wenig Wind. Wir lassen oft den Motor mitlaufen.
Freitag, den 09.07.2021
Alles wunderbar! Letzte Nacht war entspannt. Ab 23:45 Uhr kein Wind mehr. Daher auch kein Stess mit den Segeln in der Dunkelheit. Immerhin zwei Begegnungen mit anderen Segelbooten.
Samstag, den 10.07.2021, 13:48 Uhr:
Nach fast exakt 72 Stunden erreichen wir nach ca. 340 Seemeilen seit A Coruña die Ile D’Ouessant und haben damit die Biskaya überquert!! Unsere Etappe ist damit aber nicht zuende. Wir wollen bis Cherbourg durchziehen. Wind und Wetter sind gerade gut. Letzte Nacht hat es teils geschüttet, was einfach widerlich war. Wir müssen im Cockpit draußen Wache schieben. Unsere Elektronik ermöglicht es von drinnen (noch) nicht. Alles war pudelnass. Jetzt scheint die Sonne wieder und deshalb geht es weiter. 💥🌈⛵ Erst aber einmal: Hipp, hipp, hurra! Wir sind überglücklich, das es bis hierher so gut geklappt hat. 😀
Sonntag, den 11.07.2021, 18:39 Uhr:
Es wird sehr spät werden, bis wir heute in Cherbourg ankommen – so wir es überhaupt vor Mitternacht schaffen. Seit 4 Stunden motoren wir hier mit 1 bis 2 Knoten Fahrt über Grund mehr oder weniger auf der Stelle – die Gezeitenströmung arbeitet gegen uns. Gerade ist Springzeit und die Strömung hier oberhalb des Kanaltrichters von Saint Malo (bis 13 Meter Tiedenub) an manchen Stellen besonders stark. 😌
Langsam lässt die gegen uns gerichtete Strömung zum Glück nach. In eineinhalb Stunden wird die Strömung “kentern”. Dann wird es endlich zügig ans Etappenziel weitergehen.
Segeln ist ein Naturerlebnis, mit allem was dazugehört. Das ist nicht nur Wind und Welle (beides gerade übrigens nicht vorhanden), sondern z.B. eben auch Strömung, Regen (hinter uns donnerte es aus einem lokalen Gewitter heraus – das uns diesmal wohl aber nicht mehr erreichen wird – es regnet jedoch), später Dunkelheit. Spätestens aber sobald aber die Sonne wieder scheint – oder für uns der Hafen erreicht ist – war es schön und macht glücklich.
Nach inzwischen 100 Stunden und ca. 500 Seemeilen am Stück freuen wir uns tatsächlich, in Cherbourg anzukommen. Denn – das ist bei unserem momentanen Abenteuer der Wehrmutstropfen – einer Überführung mit einem definierten Zieldatum der Ankunft hat nicht die Ruhe und Muse, die der Ungebundenheit und Freiheit, die die Reise mit dem Segelboot mit sich bringen kann. Aber wir sind auf dem Weg und glücklich, diesem Ziel nächer zu kommen, wenn die Chalblis dann irgendwann endlich in der Ostsee und damit einer praktikablen Reichweite von Berlin aus liegen wird. 😀😅
Bis vermutlich morgen, liebe Grüße von uns Dreien!
Um Mitternacht kamen wir an. Netter Hafenmeister empfängt uns und teilt mit, dass der Hafen nicht 24/24 geöffnet sei. Er zeigt uns trotzdem, wohin wir unser Boot legen können und verrät uns den Türcode für die Sanitären Einrichtungen. Um 1 Uhr in der Frühe hatten wir geduscht.
P.S.: Bei den Britten und Galliern regnet es ständig.