Beitragsbild: (c) Clarisse Cremer mit freundlicher Genehmigung der Vendée Globe
Nach nun 69 Tagen auf See befinden sich die meisten der Segler auf der Zielgeraden kurz vor dem Äquator oder unmittelbar davor. Das Wetter ist nach den harten letzten Tagen eine Wohltat: Wellen von maximal zwei Metern Höhe und Temperaturen von 26 Grad. Bei Clarisse Cremer (im Bild oben), die gerade auf Postition 12 liegt, ist die Freude über die kleine Erholung kaum in Worte zu fassen. Und doch denke ich, überwiegt die Freude, jetzt auf der Zielgeraden zu sein. Die größten Strapazen sind überstanden, Familie und Freunde bald wieder ganz nah.
Der momentane Stand bei der härtesten Regatta der Welt sieht wie folgt aus:

Auf Platz 1 liegt, dicht gefolgt von dem 2., Louis Burton/Bureau Vallée2. Platz 2 geht an Apivia der wiederum von Boris Herrmann mit Seaexplorer verfolgt wird. Es kam noch nie in einem Rennen der Vendée Globe vor, dass so viele IMOCAS so dicht aufeinander liegen. Ganz klar ist bei der aktuellen Wetterlage – 13 Knoten Wind – die Stunde der Foils. Die Boote mit Foils können den Wind und die ruhige See optimal nutzen und lassen die Boote ohne Foils ganz klar hinter sich. Jedoch liegt vor allen Kandidaten noch die Innertropische Konvergenzzone, kurz Doldrums genannt. Sie ist eine wenige hundert Kilometer breite Tiefdruckrinne in Äquatornähe im Bereich der von Norden und Süden aufeinandertreffenden Passatwinde. Sie ist durch Konvektionserscheinungen und durch eine – in der Regel − starke Quellbewölkung gekennzeichnet. Das bedeutet, dass die generelle Windstille in diesem Teil der Ozeane mehrfach am Tag durch Platzregen und Gewitter mit stürmischen und stark drehenden Böen unterbrochen wird. Über Land hängt die Heftigkeit der Unwetter von der örtlichen Luftfeuchtigkeit ab. Ob der Vorteil dann darin liegt, mit oder ohne Foils zu segeln, wird sicher nochmal spannend.
Quelle Grafik: www.vendeeglobe.org/fr/cartographie; Screenshot mit freundlicher Genehmigung der Vendée Globe
Und so ist es auch am 69. Tag der Vendée Globe hochspannend und noch nicht abzusehen, wer welchen Platz auf dem Treppchen bekommt. Die drei Segler (Le Cam, Herrmann und Bestaven) mit Zeitgutschrift sind auf jeden Fall unter den Top Ten. Ich persönlich habe meinen Favoriten in dem bretonischen Seebären Jean Le Cam gefunden und drücke ihm alle Daumen…