Quelle Beitragsbild: (c) Nikki Behrens/4DGS photo/Alea mit freundlicher Genehmigung der Vendée Globe.
Nicht nur die Skipper werden bei der Vendée Globe auf Herz und Nieren geprüft, sondern auch die Boote. Die Regatta verläuft zu einem wesentlichen Teil durch die stürmischen und äußerst gefährlichen antarktischen Gewässer der Roaring Forties und stellt daher an die Teilnehmer höchste Anforderungen. Seit Beginn dieser Regatta im Jahr 1989 werden hier die sogenannten IMOCAs gesegelt (International Monohull Open Class Association). Diese Boote haben nicht mehr viel mit den auf dem Bootsmarkt erhältlichen Segelbooten zu tun. Die Baukosten eines IMOCA belaufen sich im Jahr 2020 auf rund 6 Mio. €. Das Nachrüsten auf Tragflügeln der neuesten Generation kostet etwa 500 000 – 600 000 €. Schon hier steigen wohl die meisten Segler aus. Zumal der Komfort an Bord zu wünschen übrig lässt.
Hier ein kleiner Auszug aus Wikipedia zu dieser bemerkenswerten Bootsklasse: In den 1980er Jahren erwies sich die 60-Fuß-Größe für Einhand-Ozeanregatten als ein guter Kompromiss zwischen Leistung und Seetüchtigkeit der Yacht einerseits und dem Vermögen der Skipper, sie unter allen Bedingungen zu handhaben, andererseits. Aus den traditionell schmalen Yachtentwürfen mit guten Allround-Eigenschaften entwickelten vor allem französische Konstrukteure den Trend zu größeren Breiten als Antwort auf die großen Anteile von Vorwindstrecken bei Weltumsegelungen. Diese größeren Breiten garantieren ein besseres Aufrichtmoment durch größere Formstabilität, wodurch das Boot weniger Ballast nötig hat, um mehr Segelfläche zu tragen. Größere Formstabilität wurde ebenfalls wichtig durch den zunehmenden Gebrauch von Wasserballast-Tanks in den Seiten, deren Gewicht das Wiederaufrichten nach einer Kenterung verschlechtern konnten. Auf der anderen Seite verschlechtern sich die Amwind-Eigenschaften durch die großen Breiten der Boote, was aber wegen der höheren Geschwindigkeiten raumschots in Kauf genommen wurde.
Gegen Mitte der 1990er Jahre hatten die IMOCAs Rennyachten die größte Breite fast achtern, flache Decks, minimale Deckshäuser und kleine Cockpits. Um das überkommende Wasser schneller abfließen zu lassen (1 Kubikmeter Wasser wiegt eine Tonne) waren die Cockpits nach achtern offen. Ab 1994 wurden Carbon/Nomex-Sandwiches der Werkstoff für die Rümpfe und das Gesamtgewicht lag nun kaum über 8 Tonnen bei etwa 3 Tonnen Kielgewicht. Ab 1997 wurden Kippkiele und Flügelmasten mit langen Auslegern als Salinge in Deckshöhe ausprobiert. Entwicklungen, die heute Standard sind.
Viele Unfälle bei der Vendée Globe und anderen Rennen machten Anpassungen bei der Konstruktion der Yachten nötig. Zum Beispiel wurden die Decks nun in Querrichtung stärker gebogen und die Deckshäuser vergrößert, um das Wiederaufrichten nach Kenterungen zu verbessern. Um das Großsegel besser kontrollieren zu können, wurden, wie bei Mehrrumpfbooten üblich, gebogene Travellerschienen eingebaut.
Die Amwind-Eigenschaften vor allem bei den Atlantikrennen mussten verbessert werden und so versahen die Konstrukteure die IMOCA-Generation 2005 mit assymetrischen Schwertern. Paarweise angeordnet sorgen sie für mehr Seitenkraft, da die projizierte Fläche der geneigten (Kipp-) Kiele diese für Segeln nach Luv benötigte Kraft nicht mehr aufbringen kann.
Ein weiterer Schritt zu noch schnelleren Booten und besserem Handling waren Kimmknicke am Heck, die das Surfen der Rümpfe raumschots verbesserten oder gar erst möglich machen. Durch Kimmknicke kann die Oberfläche des Bodens verbreitert werden, ohne die Gesamtbreite zu verändern. Außerdem verbessern sie den Geradeauslauf, was vor allem den Autopiloten entlastet, dessen Rolle beim Einhand-Langstreckensegeln von größter Bedeutung ist. Der nächste Schritt waren Kimmknicke auch weiter oben, sodass die Decks schmaler wurden, ohne die Breite zu verändern, was den Wasserwiderstand bei Krängung reduziert und wiederum zur besseren Richtungsstabilität beiträgt. Doch wo geht die Entwicklung dieser hochkomplexen “Rennmaschinen” hin? Neben der Weiterentwicklung der Foils rückt auch das Wohlbefinden der Skipper zunehmend in den Fokus.
Zu gerne würde ich einmal auf einem IMOCA mitsegeln – muss ja nicht gleich um die ganze Welt sein.

