Beitragsbild: (c) Olivier Blanchet/Alea mit freundlicher Genehmigung der Vendée Globe Presse
Unabhängig davon, wer die 9. Vendée Globe Ende Januar gewinnen wird – für die Franzosen steht der Seeheld dieser Ausgabe jetzt schon fest. Es ist der 61 Jahre alte Jean Le Cam, der durch die spektakuläre Rettung des Konkurrenten Kevin Escoffier Aufsehen erregte. Le Cam, der alles andere als wortkarg und unzugänglich sei. Le Cam sei vielmehr ein ewiges Kind. Sobald man über Boote spreche, leuchteten seine Augen.Die Franzosen lieben ihren «Roi Jean» wegen seiner trockenen, mit einer Prise Humor gespickten Art. Der Mann, der auf dem Schiff Plüschtiere als Maskottchen mitführt, antwortete auf die Frage eines Journalisten, warum er an der Vendée Globe mitmache, das sei eine bescheuerte Frage, «entweder ist man Segler, oder man ist kein Segler». Als Segler ist Le Cam nicht nur erfolgreich, sondern auch sehr gut. Die beiden Schweizer Hochseesegler Bernard Stamm und Dominique Wavre bescheinigen dem einstigen Konkurrenten eine enorme Willenskraft, eine perfekte Seemannschaft und eine intelligente Segelführung. Le Cam sei keiner, der ständig die Segel wechsle, er vermeide unnötige Manöver und habe eine hervorragende Fähigkeit, das Boot schnell zu machen, so die beiden Schweizer.
2009 ebenfalls bei der Vendée Globe geschah ein dramatischer Unfall: Le Cam verlor, an dritter Stelle liegend, am 6. Januar 2009 etwa 200 Seemeilen westlich von Kap Hoorn die Kielbombe, worauf sein Boot VM Matériaux kenterte und für mehrere Stunden, kieloben trieb. Le Cam musste etwa 16 Stunden im Boot ausharren, während der etwa 100 Seemeilen hinter ihm segelnde Konkurrent Vincent Riou im Boot PRB ihm zu Hilfe eilte und ihn schließlich retten konnte. Rious Boot wurde bei der Rettungsaktion beschädigt, woraufhin er später mit Mastbruch aufgeben musste. Bei der Vendée Globe 2020/2021 sendete der an dritter Stelle liegende Kevin Escoffier etwa 600 Seemeilen südwestlich des Kap der Guten Hoffnung am 30. November einen Notruf, als sein Boot PRB plötzlich zerbrach, und er innerhalb weniger Minuten in sein Rettungsfloß übersteigen musste. Le Cam eilte ihm mit seinem Boot Yes we Cam! sofort zur Hilfe, konnte Escoffier aber wegen hohem Seegang und einbrechender Dunkelheit nicht sofort retten. Zur Unterstützung der Rettungsmaßnahmen eilten auch Yannick Bestaven, Boris Herrmann und Sébastien Simon zur Unglücksstelle. Noch in derselben Nacht fand Le Cam das Rettungsfloß wieder und konnte Escoffier diesmal an Bord nehmen. Escoffier konnte schließlich im Indischen Ozean auf eine von den Kerguelen kommenden französischen Fregatte übersteigen und Le Cam das Rennen fortsetzen.
Aktuell befindet sich Roi Jean (König Jean) auf Platz 6 mit 623 sm Rückstand auf den ersten Yannick Bestaven/Maitre Coq IV- Einen Platz auf dem Treppchen kann er sich durchaus aber noch ersegeln.


Die Bilder mit freundlicher Genehmigung von © Kevin Escoffier / PRB und © Olivier Blanchet/Alea