Die Spitze der Nonstop-Einhandregattasegler rund um den Globus hat auf der gerade laufenden 9. Vendée Globe nach 55 Tagen Kap Hoorn erreicht. Um 13:42 Uhr unserer mitteleuropäischen Zeit hat gestern der momentan führende Yannick Bestaven auf seiner Yacht “Maître CoQ IV” den Längengrad von Kap Hoorn überquert, 67° 17,2′ westlicher Länge. Charlie Dalin segelt auf seiner “Apivia” gut 100 Seemeilen hinter Bestaven und hat das berüchtigte Kap ebenfalls bereits umrundet. Das Haupt-Verfolgerfeld mit 9 weiteren Regattateilnehmern hat einen Rückstand zwischen knapp 400 und gut 700 Seemeilen und wird in den kommenden 2 Tagen das Kap erreichen. Der derzeit Regattaletzte, Sébastien Destremau, liegt demgegenüber 6.700 Seemeilen zurück und wird günstigstenfalls in 3 Wochen Kap Hoorn erreichen.
Für die ersten beiden machte die See bei der westlichen Annäherung des Kaps alle Ehre. 45 Knoten mittlerer Wind, das ist ein Sturm mit Windstärke 9 im oberen Bereich, und 7 Meter Welle waren von den ersten beiden auszuhalten. Sobald das Horn umrundet ist und man sich im Lee-Schatten Südamerikas befindet, lassen Wind und Welle deutlich nach. Aktuell haben die beiden Führenden noch 2 bzw. 3 Meter Welle und einen mittleren Wind zwischen 4 bis 5 Windstärken. Mithin, sie haben erst einmal das Schlimmste geschafft und dürfen vom äußersten Süden des Atlantiks nordwärtes Richtung Les Sables d’Olonne in Frankreich zurücksegeln. Im Gegensatz zu den Wetterverhältnissen westlich von Kap Hoorn haben sie nun ein Hochdruckgebiet rund um die Falklandinseln vor sich, dessen Flaute auszuweichen die schwierige taktische Aufgabe der nächsten Tage sein wird.
Im Hauptverfolgerfeld näheren sich zwei Boote mit den Skippern Thomas Ruyant (LinkedOut) und Damien Seguin (Groupe APICIL) dem Kap und den beiden Führenden. Sie haben mit 5 Meter Welle und bis 30 Knoten Wind etwas bessere Bedingungen, um das Horn zu umrunden. Alle weiteren Hauptverfolger einschließlich des Deutschen Boris Herrmann auf seiner Seaexplorer, sowie der französisch-deutschen Isabelle Joschke, die ein unglaublich gutes Rennen macht, sowie natürlich unserem Helden, Jean Le Cam, liegen zwischen 600 und 700 Seemeilen hinter dem Führenden zurück.
Alle diese 11 Helden haben noch gute Chancen, nach 28.000 Seemeilen auf den verbleibenden 7.000 Seemeilen der Regattastrecke ein Siegertreppchen zu erklimmen. Realistischer Weise haben sich in der letzten Woche die beiden momentan Führenden, Yannick Bestaven und Charlie Dalin, eine sehr gute Position ersegelt, um die ersten beiden Plätze der Regatta zu belegen. Es wäre mehr als eine Überraschung, wenn nunmehr nicht einer der beiden gewänne. So sehr wir Jean Le Cam nach seiner großartigen Rettung von Kevin Escoffier, dessen Boot sank, und mit seinen großartigen seglerischen Leistungen in einem Boot ohne Flügel den Sieg gewünscht hatten: Die bevorstehenden Bedingungen nach dem Kap mit zunächst leichteren Winden lassen seine Chancen gerade geringer werden. Derzeit befindet er sich auf Rang 6 mit ca. 600 nautischen Meilen Rückstand auf die Führenden ca. 450 Meilen vor der Länge von Kap Hoorn.