Sandra ist momentan sehr beschfäftigt. Seit Jahresbeginn steht sie wieder in einem Beschäftigungsverhältnis. In drei Tagen, am Montag, hat sie Ihren Arbeitstag. Deshalb bringt sie alle sonstigen Vorgänge nochmals auf Vordermann, damit sie nächste Woche möglichst freie Bahn hat. Ihren Bootsservice wird sie deshalb natürlich nicht aufgeben. Die Arbeit wird sie in ihre verbleibende Freizeit verlegen müssen. Auch wenn sich Sandra über alle Maßen über Ihren neuen Job freut, ist es trotzdem im Hinblick auf die Freiheit zum Segeln eine mindestens zweischneidige Sache. Ein Plus an Freiheit gewährleistet zwar das Einkommen. Ein klarer Verlust bedeutet es hingegen in ihrer zeitlichen Gestaltungsfreiheit.
Freiheit für das Abenteuer Segelzeit ist die dafür erforderliche finanzelle und zeitliche Freiheit. Eine Freiheit ausschließlich um das eigene Leben zu gestalten, ohne dass sie andere unmittelbar tangiert. In diesem Punkt unterscheidet sich diese Freiheit von der Freiheit von Journalisten, Bloggern und Aktivisten. Ihre Freiheit ist es, anzuprangern und zu berichten, ohne von denjenigen, die es betrifft, bestraft und mundtot gemacht zu werden. Ich habe Recht studiert, um mich für Gerechtigkeit einzusetzen. Gerechtigkeit und mit ihr die Freiheit sind sehr hohe Werte. Und als Rechtsanwalt liegt mir viel daran.
Beide Dimension der Freiheit, unsere ich-Geschichte mit unserem Traum der Segelzeit, wie auch die Meinungs- und Pressefreiheit mit allem was unser großartiger Art. 5 Grundgesetz garantiert, dürfen und müssen deshalb hier Gegenstand meiner Beiträgen sein. Damit wir – damit meine ich mich und Sie als Leser – den Blick für die Welt in der wir leben nicht verlieren, sei an einige schreienden Skandale des vergangenen Jahres erinnert:
- Zhang Zhan: In China wurde erst vor wenigen Tagen die 37-jährige Bloggerin Zhang Zhan vor einem Gericht in Shanghai zu vier Jahren Haft verurteilt. Sie hatte über den Corona-Ausbruch in Wuhan berichtet. In einem Essay schrieb sie bereits im Februar 2020, dass die Behörden die Bevölkerung nicht hinreichend über den Ausbruch der Infektionskrankheit informiert hätten. Damit habe sie “Streit angezettelt und Ärger provoziert”. Der Gerichtstermin habe nur wenige Minuten gedauert. Zhang Zhan wohl aufgrund eines Hungerstreiks während ihrer Untersuchungshaft ist in gesundheitlich schlechtem Zustand und musst im Rollstuhl in der Gerichsaal gebracht werden. Nach Auskunft ihres Anwalts glaube Zhang, dass sie im Gefänglis sterben werde. (Quelle: FAZ vom 29.12.2020, Seite 2).
- Can Dündar: In Istanbul wurde am 23.12.2020 der ehemalige Chefredakteur der türkischen Zeitung Cumhuriyet Can Dündar zu 27 Jahren Haft verurteilt! Er hatte 2015 über illegale Waffenlieferungen der Türkischen Regierung an Syrien berichtet. Das Urteil der 14. Istanbuler Schwurgerichtskammer sah darin den Tatbestand des Geheimnisverrats sowie der Spionage und Terror-Unterstützung erfüllt. Ein Glück für Herrn Dündar ist, dass er während des Verfahrens nach Deutschland fliehen konnte und sich im deutschen Exil befindet.
- Julian Assange: Man mag den 49-jährigen Julian Assange sympatisch finden oder auch nicht. Was auf Betreiben der USA an ihm für ein Exempel statuiert wird, ist ohne Gleichen. Als Gründer und Sprecher der Enthüllungsplattform Wikileaks hatte er ihm zugespielte, erschreckene US-Militärdokumente aus Afganistaneinsätzen veröffentlicht. Selbst der UN-Sonderberichterstatter Nils Melzer hielt die von Schweden erhobenen Vergewaltungsvorwürfe für manipuliert und konstruiert. Nach dem 7-jährigen Aufenthalt in der Botschaft Ecuadors in London sitzt er seit April 2019 in Auslieferungshaft, da die USA seine Auslieferung beantragt haben.