Irgendwas ist immer los. Ganz aktuell beschäftigt uns mal wieder unser ältestes Kind – Sandra mehr als mich. Es hat mit seinen 19 Jahren noch nicht den rechten Willen, sich etwas im Leben aufzubauen. Kind sein ist halt auch mit 19 Jahren noch schön. Lange Nächte bis morgens um 3 am Telefon, Aufstehen frühestens um 11, danach chillen und – soweit es Corona zulässt – mit der Freundin oder Kumpels abhängen – mit dem Gefühl, über den Dingen zu stehen. Wozu eine Ausbildung? Wozu dieses langatmige Streben noch Fertigkeiten und Diplomen? Wozu überhaupt irgendwelche Regeln?
Dies ist die Antithese zu Opas Dieters Lebenseinstellung, der so gar nichts loslassen konnte und alles nur denkbare gesammelt hat (https://schurer.info/3429/was-vom-leben-bleibt). Mit einigen Kompromissen ist es theoritsch sicher möglich, auf beider Weise ein glückliches und erfülltes Leben zu führen: Als mittelloser Lebenskünstler ebenso wie als Extrembewahrer jeder Lebensminute. Theoretisch, denn die Wirklichkeit ist dann doch meinst eine andere. Weder das eine noch das andere macht frei. Der Freiheit entgegen stehen in der ersten Lebensform die engen praktischen Möglichkeiten der Mittellosigkeit. Ohne Geld kommt man nicht weit. In der zweiten Lebensform steht die Gebundenheit an allem Gesammelten und Erreichten, mithin die sich bis zur Zwanghaftigkeit verselbständigende Notwendigkeit der Bewahrung entgegen. Mit anderen Worten: Ohne Schumpeter bleibt man stecken. Beides führt – um in unserem Beispiel zu bleiben – nicht zum Traum und der Freiheit jährlicher Segelzeit mit all dem, was wir oder andere sich in ihrem Leben wünschen.
Wo aber stehe ich in diesem Dilemma? Eines ist unbestreitbar: Ich habe weit mehr Interessen und Ideen, als mir das Leben Zeit schenkt. Des Lebens höchste Kunst ist es, das Richtige zu tun. Nicht zu viel und nicht zu wenig. Ich kann ausgeschlossen allen Aufgaben nachkommen, die mich umgeben und ich glaube, niemand kann das. Das Richtige zu tun ist eine ständige Auswahl und Beschränkung. Sicher, Fleiß ist die zweite wichtige Zutat auf dem Weg zur Selbstverwirklichung. Selbst der größte Fleiß nutzt aber nichts, wenn er auf alles mögliche gerichtet ist und das Wichtige aus dem Blick verliert. So hoffe und wünsche ich denn, dass wir 2021 den permanenten Rundumblick und die enorme Stärke habe, das Richtige zu tun auf einem verantwortungsvollen Weg, der allem gerecht wird: Familie, Beruf, Zukunft und unserem Traum von einem der letzten Abenteuer dieses Planten: seine letzten unberührten Künsten segelnd zu bereisen. In diesem Sinne: Tschakka !!